Internationaler Frauentag – Rückblick

Internationaler Frauentag – Rückblick

Vieles kommt durch die Corona-Pandemie ans Licht. Gesellschaftliche Krisen machen bestehende Ungleichheiten sichtbar und vermehren sie.

Die jahrzehntelange Gehirnvernebelungsmaschine (jede ist ihres Glückes Schmiedin) prägte und prägt die gesellschaftliche Wahrnehmung. Gibt es überhaupt noch patriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft? Wo steht geschrieben, dass Care-Arbeit von Frauen gestemmt werden muss? Ist es biologisches Schicksal? Könnte jede Frau, wenn sie nur wollte, immer und überall den gleichen Platz wie ein Mann einnehmen? Ist es also persönliches Versagen, weniger zu verdienen und mehr hackeln zu müssen unter prekären Bedingungen? Mit dem Resultat, dann in der Krise länger und nachhaltiger arbeitslos zu werden – wie Studien zeigen? Mit allen finanziellen Abhängigkeiten, den körperlichen und psychischen Folgen? Apropos gesundheitliche Folgen. Wenn Frauen erkranken, werden sie mit Medikamenten behandelt, die vorwiegend an Männern getestet wurden.

Wie erklärt sich, warum eine römisch-katholische Kirche, deren Hierarchie ausschließlich männlich geprägt ist, noch immer viele Frauen als Mitglieder hat? Warum kommt es in dieser Kirche zu keinem Aufschrei, zu keinem Widerstand? 

Was würde passieren, wenn wir unsere Gesellschaft einmal durch die Genderbrille betrachten. Ein Gedankenexperiment. Stellen wir uns vor, es ist alles umgekehrt. Alle Positionen, die derzeit männlich besetzt sind, würden von Frauen eingenommen. Frauen wären dann: Päpstin, Präsidentin (von welchen Ländern auch immer), Frauen hätten die anerkannteren, besseren Berufe. Die Straßennamen wären weiblich. Die Architektur ebenfalls. Männer wären für die Care-Arbeit zuständig, Sekretäre, Supermarktkassierer, Friseure, Zuverdiener, MindestpensionistInnen, Sexarbeiter,….

Wem haben wir eigentlich die Errungenschaften in Richtung Gleichstellung zu verdanken? Sie sind jedenfalls nicht von selbst gewachsen. Und es waren nicht die Männer, die Kirche, die konservativ-fortschrittsfeindlichen Kräfte, die diese eingefordert haben.  Es waren die verpönten Emanzen, die gekämpft haben. Für das Wahlrecht, für den Zugang zur Bildung, Fristenlösung, Gleichberechtigung im Familienrecht, Arbeitsrecht,… Wir stehen auf den Schultern derer, die jahrzehntelang mit zähem Einsatz und zum Teil unter gefährlichen Bedingungen demonstriert, sich organisiert, aufgeschrien haben. Und wie wir ebenfalls wissen, sind diese Errungenschaften nicht einzementiert. Die Erfahrungen weltweit zeigen es täglich.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Simone de Beauvoir: ‚Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen. Sie bekommen nichts‘.

In diesem Sinne: JEDER TAG IST FRAUENTAG.

Inge