Zum jüngsten Bebauungskonzept für Unterpurkersdorf
Die ÖBB haben das jüngste Bebauungskonzept für das Gelände des Bahnhofs Unterpurkersdorf der Öffentlichkeit in einer Form vorgestellt, die den Eindruck erweckt, als ob die Sache gelaufen sei.:
Der Bürgermeister wiederholt zwar in Medien, das was ich bei der Vorstellung gesagt habe: dass das nun ein erster Entwurf sei. Doch es gibt derzeit keine weitere Planungen; und so wirkt einmal die Kraft des Faktischen.
Was bisher geschah: Bahnhofsbauplan wenig kundenorientiert
Der Umbau des Bahnhofs zeichnet sich – wie mehrmals berichtet – durch eine mangelnde Orientierung an den NutzerInnen des öffentlichen Verkehrs, den KundInnen der Bahn aus. Sonst wäre kein Inselbahnsteig und keine Verschiebung des Bahnhofs weg von der Mehrheit der NutzerInnen erfolgt. Leider standen einzig die geringeren Kosten für die Infrastruktur im Vordergrund. – Nur im Nachhinein führt das Land NÖ nun eine Erhebung zur besseren Nutzung für Kunden durch.
Leider geht es nun bei der Bebauung des Umfelds so weiter, dass weiter Einzelinteressen verfolgt werden:
Vorgehen bei der Bebauungsplanung der Bahnhofsumgebung unakzeptabel
Die Entwicklung bei der teilweisen Bebauung des Geländes des Bahnhofs Unterpurkersdorf zeigt nun leider wie in den letzten Jahren vom Vorgehen her weiter Züge der
- mangelnden echten Information für BürgerInnen,
- geschweige denn einer Mitbestimmungsmöglichkeit für BürgerInnen.
- Schon die Beauftragung von 2 Konzepten zur Verbauung wurde im kleinsten Kreis, laut ÖBB „in enger Abstimmung mit der Gemeindeführung“ durchgeführt.
- Die erste Verbauungsstudie lag laut Auskunft bei der Gemeinderatssitzung schon Juni 2019 in einer Rohform vor, wurde aber erst jetzt – außer der Gemeindeführung – weiteren Gemeinderatsmitgliedern zugänglich gemacht. Aus gutem Grund? Wollte man einfach nicht vor der Wahl durchdringen lassen, dass die einzige konkrete Aussage ist, dass dort profitable und teure Wohnungen gebaut werden sollen?
- Welche Vorgaben dabei gemacht wurden, ist bis heute nicht mitgeteilt worden. Warum beim jüngsten Konzept andere Büros dabei ignoriert wurden, und warum ausgerechnet ein Büro mit bekannten Beziehungen zur Gemeinde gewählt wurde, wurde nie mitgeteilt.
- Das jüngste Konzept wurde nun einigen GemeindevertreterInnen vorgestellt, die Experten wie Arch. Reinberg oder Univ. Prof. Treberspurg waren dazu übrigens nicht eingeladen.
- Es besteht zwar nun noch die Möglichkeit für Gemeindevertreter bis Ende des Monats schriftliche Fragen zu stellen. Wollen wir hoffen, dass diesmal die Beantwortung der Fragen aussagekräftiger wird als zum Bahnhofumbau selbst (wurde im Newsletter versandt).
Trotz all dieser Umstände ging die ÖBB mit dem vorliegenden und noch kaum besprochenen Konzept so in die Öffentlichkeit, dass eben der Eindruck entsteht, dass es das nun war. Die ganze Vorgangsweise läuft wie bisher weiter darauf hinaus, dass Mitbestimmungsmöglichkeiten versprochen werden, aber real Fakten geschaffen werden.
Zur Studie „Nutzungspotenziale“:
Mit windigen Argumenten pro freifinanziertem Wohnbau
Es liegen nun 2 Dokumente vor
Das eine heißt „Nutzungspotenziale für das ÖBB Entwicklungsareal am Bahnhof Unter-Purkersdorf“ (von der Firma ConPlusUltra), beschäftigt sich aber leider entgegen dem vielversprechenden Titel nicht mit verschiedenen sinnvollen Möglichkeiten der Bebauung, und kann verschiedene Varianten logischerweise auch nicht gegeneinander abwägen. Auf den meisten Seiten – das ganze Dokument hat nur 10 Textseiten samt Bildern – wird hingegen eine fragwürdige Analyse der Bevölkerungsentwicklung gemacht, und man fragt sich, wozu. Die einseitige und offensichtlich realitätsferne Antwort – und Schlussfolgerung ist, dass es in Purkersdorf kaum mehr einen Bevölkerungszuwachs geben würde, sondern einen Bevölkerungsrückgang!
Und so kommt – weil offensichtlich leistbarer Wohnraum eh nicht mehr gebraucht wird, die Katze zum Schluss aus dem Sack im einzigen Satz mit Substanz: „Es bietet sich die Umsetzung eines klassischen freifinanzierten Wohnbauprojekts an“. Die Frage ist: für wen bietet sich das an? Und wofür? Soll es wirklich nur um die Vermehrung von Betongold gehen?
Es geht also – mit merkwürdigen windigen Begründungen – nicht um Planung für alle, sondern um Geld- und Kapitalverwertung.
Die Verfasserin ist auch keine Planungs- oder Raumordnungsexpertin, sondern kommt aus dem Bereich „Wirtschaft und Innovation“.
Zum Pfeil-Plan Unterpurkersdorf: Jetzt für einen städtebaulichen Wettbewerb!
Das zweite Dokument nennt sich „Unterpurkersdorf Entwicklungsstudie“, – wie angeführt erstellt vom Büro Pfeil. Es sieht auf dem ersten Blick schön und gefällig aus.
Der Pfeilplan umfasst: einen Kindergarten, einige Geschäfte, Jugendwohnungen, betreutes Wohnen; zur Hälfte übliche – frei finanzierte – Wohnungen. Ok, das ist EINE Möglichkeit
Der grundlegende Mangel ist nun wieder, dass keine Alternativen ausgewiesen werden. Was braucht man in Purkersdorf an Infrastruktur, und was ist dort möglich? Darauf findet man leider keine Antworten. Ich brachte ein, dass das Gebiet zumindest als SCHULSTANDORT geprüft werden sollte. Das wurde zumindest formell angenommen, es wird nun geprüft werden. Da es in Purkersdorf kaum noch Möglichkeiten für öffentliche Infrastruktur gibt, sollten sinnvollerweise auch andere Bebauungsmöglichkeiten geprüft werden, was derzeit aber nicht absehbar ist.
Und das alles ergibt sich wieder, weil die Gemeindeführung keine klaren Vorgaben eingebracht hat. Hat wer im Hintergrund Interesse an dieser Vorgangsweise?
Bei näherer Betrachtung entdeckt man viele gefällige Bilder, Images und Symbole. Die verwendeten Schlagworte sind aber kaum umgesetzt. Es wird von einer Gleichwertigkeit von PKW und Rad geschrieben. In der Planung ist das nicht nachzuvollziehen. Man sieht vor allem eine Riesengarage, und deswegen wäre der Bau angeblich „autofrei“?
Was wäre übrigens mit wirklich autofrei? Das kann die Gemeinde in diesem Fall über einen Vertrag doch leicht durchsetzen, und dort wäre es für viele angesichts der guten Anbindung doch auch nicht so schwer.
Ambitionierter Städtebau kann jedenfalls anders aussehen. Was ist mit einer konsequenten Sonnenorientierung? Wie sieht die Energieversorgung aus? Sollte sie in Zeiten der Klimapolitik nicht ohne Gas auskommen? Dazu kein Wort.
Was wäre ernsthaft zu tun: Es sollte ein städtebaulicher Wettbewerb für dieses Gebiet gemacht werden (dafür als Grundlage kann das Pfeil Projekt noch herhalten). Es ist noch genug Zeit mit dem Bahnhofsumbau. Purkersdorf darf sich bei der Planung Qualität gönnen.
ENTSCHEIDENDER PUNKT: NUR SOZIALER WOHNBAU
Purkersdorf hat in letzter Zeit sehr viel frei finanzierten Wohnbau ermöglicht. Da derzeit mindestens 6 größere Betongold-Projekte in den Startlöchern auf das Ende des Baustopps warten, und somit viele größere Projekte für freifinanzierten Wohnbau absehbar sind, aber kein geförderter sozialer Wohnbau, ist es kühn in der Studie zu behaupten, dass sich weiterhin Betongold „anbietet“; für Betongoldleute sicher, aber für die breite Mehrheit gilt: Es gibt derzeit sonst keinen Platz, wo die Gemeinde über die Flächenwidmung sozialen Wohnbau durchsetzen kann: Daher bietet sich beim Unterpurkersdorfer Bahnhof NUR sozialer Wohnbau an!
Und es geht ganz einfach: Gemeinde hat es in der Hand: Eine Umwidmung kann es geben, wenn in einem Vertrag mit der ÖBB festgemacht ist, dass eben NUR SOZIALER WOHNBAU dort stattfinden kann.